Ein Plädoyer GEGEN Digitalisierung – und FÜR „echtes (Er-)Leben“ und „echtes Reisen“…

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von Markus Milz

26.04.2022

11 Blogbeitrag

Nach Tagen im Dschungel, ohne Internet und stets apokalyptischen Weltnachrichten, dafür vielen Blutegeln und Stromausfällen, neigt sich mein Mediendetox und meine Reise so langsam dem Ende entgegen; ich bin wieder neugierig darauf, was aktuell in der Welt so passiert…


Meine lessons learned der letzten zwei Wochen:


1. Scheinheiligkeit

Ich empfinde unsere Welt als gespalten und scheinheilig wie nie zuvor. Neben viel Zustimmung gibt es teilweise - gerade auf Social Media - auch Unverständnis darüber, „wie man Reisen kann, wo doch Krieg herrscht und so viele Menschen leiden müssen.“ Ich weile seit über 5 Jahrzehnten auf dieser Erde. So lange ich denken kann war die Welt voll von kriegerischen Auseinandersetzungen, die ihren Höhepunkt 2016 fanden, als Barack Obama sieben Kriege gleichzeitig führte, einige davon als Angriffskrieg begonnen. Sanktionen gegen ihn? Er bekam den Friedensnobelpreis. Es sind weltweit über 60 Millionen Menschen nach Ende des Zweiten Weltkrieges durch Kriege gestorben - was haben diese Kritiker denn die letzten knapp 80 Jahre gemacht? Wie haben sie getan, den NICHT in den Medien zu Wort gekommenen Ländern und Menschen zu helfen? Sollen wir alle in Sack und Asche gehen, nur weil es auf einmal Politik und Medien beliebt, den Ukrainekrieg hochzustilisieren? Natürlich müssen wir helfen – aber das gilt für ALLE Menschen, die Hilfe nötig haben - nicht nur den Ukrainern!


2. Reisen: ungefiltert und unzensiert

Ich bin gerade auf Sri Lanka – und spreche mit vielen Menschen - Locals und Reisenden. Waren es früher zu 70% Deutsche, die hier ihren Urlaub verbrachten, sind es aktuell zum überwiegenden Teil Russen, Polen und andere Osteuropäer. Die Meinungen und Perspektiven all dieser Menschen zu hören – unbezahlbar – und definitiv (im Gegensatz zu Social Media) ungefiltert, von keinem Algorithmus gesteuert, unzensiert. Krass zu erfahren, wie diametral anders die meisten dieser Stimmen lauten im Vergleich zu dem, was man unseren Leitmedien entnimmt. Gerne hierzu einmal später mehr.


3. Russians

Und was in der Tat stimmt und uns zuversichtlich stimmen sollte: „The Russians love their children too…“ Hört doch noch mal in den alten Sting-Song rein, der – wenngleich 40 Jahre alt – aktueller denn je scheint…


4. Metaverse und digital vs. echtes Reisen

Alles geht digital. Privates Reisen kann ich mit allen Sinnen heute digital erleben - technisch ist fast alles möglich. Beruflich, gerade im Vertrieb, muss ich nicht um die halbe Welt reisen, um Kunden zu besuchen oder eine Messe. Ich kann mir alles online anschauen und digital besprechen, vermutlich sogar besser - auf jeden Fall effizienter und kostengünstiger.


Aber es macht Spaß eine Messe in Las Vegas zu besuchen, zu reisen, Menschen spontan, ungeplant und jenseits der Agenda kennenzulernen. Es hilft beim Beziehungsaufbau und bei der Festigung der Beziehung, wenn ich zusammen gereist bin, Dinge erlebt habe, gemeinsam essen war - und vielleicht auch ein Bier oder einen Wein zu viel mit meinen Geschäftspartnern getrunken habe. Es ist (auch) ein Incentive, ohne das viele Menschen, die ich persönlich kenne, den Spaß am Beruf verlieren würden und ihn nicht mehr ausüben wollen würden. Kommunikation besteht nicht nur aus der geschriebenen Agenda - das Leben ist mehr als ZDF (Zahlen, Daten, Fakten): Wie es meinem Gegenüber geht, welche Probleme und Sorgen er mit sich herum trägt – all diese Punkte werden ebenso wenig in einer digitalen Agenda abgearbeitet wie zufällige Gesprächsverläufe und Geschäftschancen, die sich aus einem Gespräch in der Kaffeeküche, am Kopierer oder in der Kantine ergeben.


5. Unbezahlbar ist es…

…die Sonne im Meer versinken zu sehen, die Grillen zirpen zu hören, sich ohne Zeitdruck mit lächelnden Menschen zu unterhalten, die nicht gehetzt in den nächsten Termin müssen, Naturgewalten zu erleben, gegen die der Mensch winzig klein erscheint, Demut zu erfahren, angesichts der Glück und Zufriedenheit ausstrahlenden Menschen, die wenig haben und einfach dankbar dafür sind, gesund und am Leben zu sein. Und von dem wenigen, das sie haben, bereitwillig und gerne noch abgeben. Unendlich viele freundliche Menschen, die einem einfach nur helfen möchten – und dafür keine Gegenleistung verlangen oder gar die Hilfe auf Social Media als Gutmensch zur Schau stellen…


6. Reisen um zu wachsen

Aus der Neurowissenschaft wissen wir, dass der menschliche Geist gerade in Ruhezeiten und bei wechselnder Umgebung am kreativsten arbeitet. Aus dem Sport wissen wir, dass Muskel Pausen brauchen, um wachsen zu können. In diesem Sinne: Reist, erlebt, wachst! Steigt in einen Bus, einen Zug, steigt einfach irgendwo in der Pampa aus und lasst euch darauf ein, wohin euer Weg euch führt, wen ihr kennenlernt, was ihr erlebt. Das zumindest ist „meine“ Art des Reisens… Ich kenne - vielleicht außer Sport – keine bessere Art, zu sich selbst zu finden und zur Ruhe zu kommen…


7. Reisen um „Führung“ und „Unternehmertum“ zu lernen

Vielleicht zu guter Letzt noch zwei Hinweise für junge Menschen: Reisen im Sinne des „selbst-in-die-Hand-nehmens“ statt den Reisebetreuer von TUI zu fragen wenn der Wasserhahn tropft ist ganz nebenbei darüber hinaus eine wunderbare Art, „Führung“ und „Problemlösung“ zu lernen – statt in der Gefälligkeit unseres allgegenwärtigen „betreuten Denkens“ bequem, faul und lebensunfähig zu werden.


8. Finanzierung

Und zu guter Letzt mag noch die Frage aufkommen, wie finanziere ich all dies, gerade als junger Mensch? Im Vergleich zu meiner Jugend, als Fliegen für meine damaligen Verhältnisse fast unerschwinglich teuer war, ist das heute eigentlich fast das kleinste Problem: Zum einen gibt es mit ein wenig Kreativität und Flexibilität günstige Flüge, zum anderen sind die Lebenshaltungskosten wenn ich individuell „on a tight budget“ travelle zumindest in vielen Ländern (Südostasien, Lateinamerika, …) absolut machbar - mit 25$ pro Tag kommt man klar. Zum dritten gibt es noch die wunderbare Möglichkeit des „workaways“ oder des „work & travels“: Travellen - und zwischendurch mit Arbeiten immer wieder die Reisekasse auffüllen… kann man monatelang prima machen!


Wer sich für die Themen Strategie, Führung und Vertrieb- oder auch Coaching und persönliche Entwicklung interessiert - gerne mal auf der Homepage der Milz & Comp. stöbern oder meine Kollegin Jana Penka ansprechen!

Frank Astor

26.04.2022, 13:51Uhr

Bin ganz bei dir. Mit beiden Beinen in der digital und in der analogen Welt verwurzelt. Nur so geht’s.

Markus Milz

26.04.2022, 16:15Uhr

Danke dir! Genau so sehe ich es auch!