Werte brauchen einen Schiedsrichter
Gerade wieder auf irgendeiner Homepage gelesen: „Die Werte unseres Unternehmens..." - nichts als blabla…
Das, was die meisten Unternehmen auf ihren Homepages oder auf Bildern in ihren Besprechungsräumen zum Thema „Werte“, „Leitlinien“ oder „Spielregeln“ geschrieben haben, ist in den meisten Fällen sinnloses Blabla – etwas, das dort steht, „weil man das als Unternehmen heute eben so macht“ oder weil das eben die „Worthülsen“ sind, die man Bewerbern in Vorstellungsgesprächen glaubt nennen zu müssen.
Ich erinnere mich an einen Workshop vor einigen Jahren in einem Konzern, in dem wir eine neue Vertriebsstruktur diskutierten. Nach kurzer Zeit kochten (…) die Emotionen hoch und die Stimmung heizte sich zusehends auf; die Workshopteilnehmer begannen laut zu werden, sich ins Wort zu fallen und gegenseitig anzuschreien. Und gleichzeitig hing in unserem Besprechungsraum ein Schild, auf dem eine Werbeagentur die Werte des Unternehmens hübsch designt verewigt hatte, von denen der erste lautete: „Respekt: Wir schätzen einander, wir hören zu, wir verstehen …“
Warum ist ein Bundesligafußballspiel spannend anzusehen – und funktioniert geordnet und „geregelt“ – trotz aller Emotionen und Meinungsverschiedenheiten –, selbst wenn das Spielergebnis sich nicht so darstellt, wie ich persönlich es gerne hätte? Warum stellen wir fest, dass in einem geordneten und funktionierenden Rechtsstaat Regeln größtenteils eingehalten werden? Nun, weil man eben genau das getan hat: Man hat erstens verbindliche Regeln definiert; im Falle des Fußballspiels Spielregeln, nach denen das Spiel abzulaufen hat, im zweiten Fall nennen sich diese Spielregeln Gesetze, installiert durch eine Legislative, durch das Parlament. Und man hat – um diese Regeln auch verbindlich werden zu lassen – Konsequenzen installiert. Im ersten Fall die Konsequenz eines Schiedsrichters, der ggfs. eine gelbe oder rote Karte zückt und einen Platzverweis ausspricht, im zweiten Fall die Konsequenz, dass im Falle eines Regelbruchs die Exekutive (Polizei) den Regelbruch, z. B. einen Diebstahl, feststellt und dann die Judikative (Gericht) eine Strafe verhängt.
Genau das ist es, was den meisten Unternehmen fehlt. 𝗗𝗲𝗻𝗻 𝗪𝗲𝗿𝘁𝗲, 𝗻𝗮𝗰𝗵 𝗱𝗲𝗻𝗲𝗻 𝗻𝗶𝗰𝗵𝘁 𝗴𝗲𝗹𝗲𝗯𝘁 𝘄𝗶𝗿𝗱, 𝗼𝗵𝗻𝗲 𝗱𝗮𝘀𝘀 𝗱𝗶𝗲𝘀 𝗞𝗼𝗻𝘀𝗲𝗾𝘂𝗲𝗻𝘇𝗲𝗻 𝗳ü𝗿 𝗱𝗶𝗲 𝗥𝗲𝗴𝗲𝗹𝗯𝗿𝗲𝗰𝗵𝗲𝗿 𝗵𝗮𝘁, 𝘀𝗶𝗻𝗱 𝗱𝗲 𝗳𝗮𝗰𝘁𝗼 𝗸𝗲𝗶𝗻𝗲 𝗪𝗲𝗿𝘁𝗲.
Sie sind das Papier nicht wert, auf das sie gedruckt sind – und erst recht nicht den Riesenaufwand, mit dem sie meist erarbeitet wurden!
𝗪𝗶𝗲 𝗲𝘀 𝗯𝗲𝘀𝘀𝗲𝗿 𝗴𝗲𝗺𝗮𝗰𝗵𝘁 𝘄𝗲𝗿𝗱𝗲𝗻 𝗸𝗮𝗻𝗻, erfahren Sie in meinem Buch, das mittlerweile ein Klassiker ist „𝗩𝗲𝗿𝘁𝗿𝗶𝗲𝗯𝘀𝗽𝗿𝗮𝘅𝗶𝘀 𝗠𝗶𝘁𝘁𝗲𝗹𝘀𝘁𝗮𝗻𝗱. Ein Grundlagenwerk für Strategie, Führung und Sales“ (hier geht's zum Buch), aus dem dieser Textauszug stammt.